{"id":9358,"date":"2022-10-14T13:12:56","date_gmt":"2022-10-14T11:12:56","guid":{"rendered":"https:\/\/freeride-filmfestival.com\/?p=9358"},"modified":"2022-10-14T13:12:58","modified_gmt":"2022-10-14T11:12:58","slug":"interview-andre-costa-luzhba","status":"publish","type":"post","link":"https:\/\/freeride-filmfestival.com\/interview-andre-costa-luzhba\/","title":{"rendered":"\u201eErstaunlich, wie \u00e4hnlich Leidenschaften sein k\u00f6nnen \u2013 tausende Kilometer entfernt\u201c\ufffc"},"content":{"rendered":"\n

Eigentlich wollte Regisseur und Kameramann Andr\u00e9 Costa in Luzhba, einem Dorf in den Bergen, nur einen au\u00dfergew\u00f6hnlichen Abenteuerfilm in Sibiriens perfektem Powder produzieren. Dann hat sich die Weltpolitik in seine Pl\u00e4ne eingemischt und \u201eLuzhba\u201c in einen brisanten Streifen \u00fcber den Krieg und zerst\u00f6rte Tr\u00e4ume verwandelt \u2013 der trotzdem auf unterhaltsame Art zeigt, dass Menschen in unterschiedlichen Kulturen eigentlich gar nicht so verschieden sind.<\/strong><\/p>\n\n\n\n

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Andreas Jenewein, sending in Sibiria<\/em><\/figcaption><\/figure>\n\n\n\n

Wie kommt man auf die Idee, zum Freeriden nach Sibirien zu reisen?<\/strong><\/p>\n\n\n\n

Prinzipiell ist es so: Wenn du Anfang November bei minus 15 Grad den besten Powder deines Lebens fahren willst, bist du in Sibirien absolut richtig. Die Anfangsidee war deshalb auch, einfach diesen gro\u00dfartigen Powder zu shredden. Gleichzeitig wollten wir Anton Lementuev kennenlernen und ihn bei seiner Arbeit als Aktivist bei Besuchen in nahegelegenen Kohleminen begleiten. Als wir in Luzhba angekommen sind, ist mir im ersten Gespr\u00e4ch mit Anton klar geworden, dass dies nicht m\u00f6glich w\u00e4re: W\u00fcrden wir unangemeldet filmen, k\u00f6nnte das schlimme Konsequenzen haben. Dieses Risiko war es uns nicht wert und ich musste mich schnell f\u00fcr eine neue Richtung der Geschichte entscheiden.<\/p>\n\n\n\n

\u201eLuzhba\u201c k\u00f6nnte ein ganz \u201enormaler\u201c Abenteuerfilm sein \u2013 wenn da nicht die weltpolitische Entwicklung des vergangenen Jahres w\u00e4re. Wie schwierig war es, auf aktuelle Ereignisse, also Russlands Krieg in der Ukraine, einzugehen?<\/strong> <\/p>\n\n\n\n

Auf aktuelle Ereignisse einzugehen, war nicht leicht. Nachdem Russland den Krieg in der Ukraine begonnen hatte, wollten weder Anton noch sein Kollege Grigory Mintsev \u00f6ffentlich dar\u00fcber sprechen. Ich musste lange mit den beiden argumentieren und diskutieren, bis ich Anton dazu brachte, sich als Aktivist \u00fcber die Situation zu \u00e4u\u00dfern.<\/p>\n\n\n\n

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Wie habt ihr eure lokalen Guides und Gastgeber eigentlich kennengelernt?<\/strong><\/p>\n\n\n\n

2019 war ich bereits einmal in Sibirien, um am Baikalsee Skitouren zu gehen. Ich konnte es damals nicht lassen, die ganze Reise zu dokumentieren. Grigory Mintsev, dem Organisator und Gesch\u00e4ftsf\u00fchrer von \u201eSkiing in Siberia\u201c, hat mein spontaner Film damals so gefallen, dass er mich wieder einladen wollte, um 2021 ein weiteres Skitouren-Paradies zu dokumentieren. \u00dcber Grigory habe ich Anton und dessen verr\u00fcckte Geschichte kennengelernt. Die Zusammenarbeit war super, da Anton offen und kooperativ war und au\u00dferdem sehr gut Englisch spricht und sich sehr gut ausdr\u00fccken kann.<\/p>\n\n\n\n

Anton erz\u00e4hlt in \u201eLuzhba\u201c<\/a> abenteuerliche Geschichten aus seiner Jugend \u2013 wie waren dazu im Vergleich deine eigenen Anf\u00e4nge? Kann man deine Story mit seiner vergleichen? Und wieso k\u00f6nnen sich Menschen \u00fcber alle sprachlichen, kulturellen und Generationen-Grenzen so gut verstehen?<\/strong><\/p>\n\n\n\n

Was ich erstaunlich finde: wie \u00e4hnlich Leidenschaften sein k\u00f6nnen, obwohl man tausende Kilometer entfernt gelebt hat. Wir wollen Spa\u00df haben und unber\u00fchrte Landschaften entdecken. Skifahren scheint das perfekte Mittel daf\u00fcr zu sein. Das haben Anton und seine Freunde auch gedacht. Der Unterschied ist allerdings, dass wir sehr solide Infrastrukturen hatten, um uns Schritt f\u00fcr Schritt heranzutasten. Anton und seine Freunde hatten nichts \u2013 und trotzdem haben sie die Motivation und M\u00f6glichkeiten gefunden, ihre Leidenschaft auszuleben.<\/p>\n\n\n\n

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Local Hero Anton Lementuev erz\u00e4hlt aus seinem Leben.<\/em><\/figcaption><\/figure>\n\n\n\n

Wie gro\u00df war der Schock, als der Krieg in der Ukraine begonnen hat? Wie sehr hat es dich selbst betroffen, weil du doch ein ganz anderes Russland \u2013 oder zumindest ganz andere, freundliche, weltoffene Russen \u2013 kennengelernt hast?<\/strong><\/p>\n\n\n\n

Als der Krieg losgegangen ist, dachte ich anfangs, dass ich meinen Film eigentlich wegschmei\u00dfen kann. Das meinten \u00fcbrigens auch fast alle meine Freunde. Anderseits denke ich mir, dass der Film gerade wegen des Krieges eventuell viel relevanter werden k\u00f6nnte; es wird wohl so schnell keine Skifilme mehr aus Sibirien geben. Ich musste nur einen Weg finden, wie ich den Krieg mit dem Rest des Abenteuers verbinden konnte \u2013 und das gelingt durch das abschlie\u00dfende Interview mit Anton.<\/p>\n\n\n\n

Ist \u201eLuzhba\u201c letztendlich aus deiner Sicht noch ein unterhaltsamer Film? Oder willst du etwas anderes damit erreichen?<\/strong><\/p>\n\n\n\n

Ich will mit dem Film vor allem eines zeigen: Egal, wie unsere Umst\u00e4nde sind \u2013 wir m\u00fcssen immer um unsere eigene Realit\u00e4t, unsere Ideen k\u00e4mpfen. Auch, wenn die ganze Gesellschaft um uns herum uns dabei nicht unterst\u00fctzt, wie es bei Anton der Fall war. Und wir m\u00fcssen akzeptieren, dass von einem Tag auf den anderen alles anders sein kann …<\/p>\n\n\n\n

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