{"id":9506,"date":"2022-10-21T15:09:48","date_gmt":"2022-10-21T13:09:48","guid":{"rendered":"https:\/\/freeride-filmfestival.com\/?p=9506"},"modified":"2022-10-21T15:09:49","modified_gmt":"2022-10-21T13:09:49","slug":"levi-luggen-gregor-betschon-interview-gale","status":"publish","type":"post","link":"https:\/\/freeride-filmfestival.com\/levi-luggen-gregor-betschon-interview-gale\/","title":{"rendered":"\u201eDer Film schafft einen Raum, der erkundet werden will wie ein Berg\u201c"},"content":{"rendered":"\n

Die Schweizer Splitboarder Levi Luggen und Gregor Betschon erstaunen uns mit einem vielschichtigen Kunstwerk. \u201eGale\u201c ist mehr als ein Freeride-Film: Das audiovisuelle Abenteuer schafft neue R\u00e4ume und soll die Phantasie ebenso anregen wie die Lust, selbst hinauszugehen. Beim Freeride Filmfestival wird der Film zur Live-Performance, die von den K\u00fcnstlern jede Menge Mut erfordert.<\/strong><\/p>\n\n\n\n

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Levi Luggen l\u00e4sst es stauben, Fotograf Simon Ricklin dr\u00fcckt ab<\/em><\/figcaption><\/figure>\n\n\n\n

\u201eGale\u201c<\/a> ist formal ein ungew\u00f6hnlicher Film \u2013 wie seid ihr auf die Idee gekommen, diesen<\/strong> k\u00fcnstlerischen Anspruch zu forcieren?<\/strong><\/p>\n\n\n\n

Levi Luggen: Die Saison 2020\/21 war sehr schneereich und wir hatten gerade das Follow-Filmen f\u00fcr uns entdeckt. So sind wir andauernd auf Splitboard-Touren gegangen, um neue Sachen zu testen. Da wir ohne konkrete Storyidee gefilmt haben, sind wir am Ende der Saison auf einem Haufen Footage gesessen, das irgendwie weiterverarbeitet werden musste.<\/p>\n\n\n\n

Gregor Betschon: F\u00fcr uns war von Anfang an klar, dass wir ein breites Publikum ansprechen m\u00f6chten. Den k\u00fcnstlerischen Ansatz haben wir deshalb gew\u00e4hlt, weil er uns mehr M\u00f6glichkeiten in der Gestaltung des Filmes bietet. Wir wollen mit dem Film die Facetten des Splitboardens aufzeigen \u2013 und das in einer Art und Weise, welche eine Mehrheit der Sportlerinnen und Sportler nachvollziehen kann. Die Follow-Aufnahmen im Tiefschnee sind ein wichtiges Element daf\u00fcr, nahe an der Action zu sein. Zudem wollten wir im Film eine Sph\u00e4re schaffen, in die man eintauchen kann.<\/p>\n\n\n\n

Sehr wichtig scheint bei eurem Konzept die Musik zu sein.<\/strong><\/p>\n\n\n\n

Gregor: Musik verstehe ich in einem Film als Drehscheibe f\u00fcr Emotionen. Sie ist Tr\u00e4gerin und \u00dcbermittlerin der Gef\u00fchle und l\u00e4sst uns Bilder intensiver und subjektiver wahrnehmen. Wir wollten den Zuschauern mit \u201eGale\u201c unsere gemeinsamen Erlebnisse w\u00e4hrend der Dreharbeiten vermitteln und das auf einer ehrlichen und authentischen Weise.<\/p>\n\n\n\n

Levi: F\u00fcr uns war klar, dass wir den Film mit einem exklusiven Soundtrack machen wollten. So kam Andreas Achermann ins Spiel. Gregor und Andreas kannten sich bereits seit ein paar Jahren von einem \u00e4hnlichen Projekt. Gregor: Ja, wir haben bereits 2015 meinen ersten Snowboard-Film als Cin\u00e9-Concert umgesetzt.<\/p>\n\n\n\n

Hatten die Sounds von Andreas Achermann eigentlich Einfluss auf die Auswahl der Bilder? Oder hat er die Musik zum fertigen Schnitt komponiert?<\/strong><\/p>\n\n\n\n

Gregor: Andreas ist sehr talentiert und erfinderisch. Aus der gemeinsamen Erfahrung wussten wir, wie ein Film vertont werden kann und haben entschieden, dass ich einen ersten Rough Cut auf Musik schneide, den Levi und ich als Referenz sehen. Mit diesem ersten Schnitt bin ich dann mit Andreas vor dem Beamer gesessen und wir haben gemeinsam verschiedene Musiken daruntergelegt. Andreas kam mit dem \u201eStranger Things\u201c-Soundtrack und der Idee vom Synthesizer. Das hat gut gepasst und wir haben gemerkt, dass es dieser Stil ist, nach den wir gesucht haben.<\/p>\n\n\n\n

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Neben den Sounds von Andreas Achermann geben die Gedichte von Joshua Truscott dem Film eine weitere ungew\u00f6hnliche Ebene \u2013 was war eure Idee dahinter?<\/strong><\/p>\n\n\n\n

Gregor: Der Sound hat eine bestimmte Richtung genommen \u2013 doch wir haben festgestellt, dass noch etwas fehlt, um unser Ziel zu erreichen. Wir haben zusammen \u00fcberlegt, wie der Film einen Raum schaffen kann, der erkundet werden kann, so wie wir unsere Locations erkundet haben. Gedichte k\u00f6nnen genau das: Sie malen ein Bild. Und so haben wir nach Musik gesucht, welche gesprochene Texte beinhaltet. Jim Morrison (Anm.: S\u00e4nger der 1970er-Band The Doors)<\/em> hatte so ein Album und das diente uns w\u00e4hrend der Dreharbeiten als Inspirationsquelle.<\/p>\n\n\n\n

Die Gedichte lassen Raum f\u00fcr unterschiedlichste Interpretationen.<\/strong><\/p>\n\n\n\n

Levi: Ein klassischer Erz\u00e4hler w\u00e4re f\u00fcr uns nicht in Frage gekommen. Wir wollten, dass der Sprecher den Film aus seiner eigenen Perspektive kommentiert, anstatt von uns einen Text vorgegeben zu bekommen.<\/p>\n\n\n\n

Gregor: Unsere Idee war: Der Dichter sollte \u2013 wenn m\u00f6glich \u2013 noch nie auf einem Snowboard gestanden sein und deshalb Texte schaffen, die auch f\u00fcr Laien eine Bergwelt malen k\u00f6nnen. Andreas hat mit Joshua bereits mehrmals zusammengearbeitet und fand, dass er perfekt passen w\u00fcrde, da er aus England stammt und noch nie Snowboard gefahren ist.<\/p>\n\n\n\n

Levi: Wir haben Josh den Rohschnitt gezeigt, zu dem er frei heraus Gedichte geschrieben und eingesprochen hat. Das hei\u00dft, wir haben ihm absolute k\u00fcnstlerische Freiheit gelassen und er hat die Texte auch nicht mehr \u00fcberarbeitet.<\/p>\n\n\n\n

Gregor: So ist die Erz\u00e4hlperspektive gleich jener des Publikums. Durch die Gedichte werden in den Zusehern Bilder angeregt, die auf der Leinwand gar nicht zu sehen sind. So wird \u201eGale\u201c zum echten Erlebnis.<\/p>\n\n\n\n

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Gregor Betschon zieht die erste Line, Simon Ricklin fotografiert wieder.<\/em><\/figcaption><\/figure>\n\n\n\n

Habt ihr keine Angst, dass ihr das Publikum \u00fcberfordern k\u00f6nntet? Und dass die sportliche Ebene, euer fahrerisches K\u00f6nnen, etwas in den Hintergrund treten k\u00f6nnte?<\/strong><\/p>\n\n\n\n

Levi: Wir haben versucht, dass sich die verschiedenen Elemente erg\u00e4nzen. Dass einzelne Punkte dadurch etwas in den Hintergrund geraten k\u00f6nnten, war uns bewusst; das nehmen wir gern in Kauf. Ich denke aber, dass es diese Vielschichtigkeit ist, die den Film einzigartig macht. Wir sind uns bewusst, dass wir nicht jeden Geschmack treffen \u2013 dies w\u00e4re aber ohnehin ein utopisches Ziel. Dennoch hoffen wir, dass der Film die Zuschauer anregt und inspiriert, insbesondere zum Splitboarden.<\/p>\n\n\n\n

Gregor: Es kann sein, dass Zuseher den Erz\u00e4hlstrang der Gedichte nicht g\u00e4nzlich verstehen k\u00f6nnen. Doch dann hilft ihnen die kreierte Sph\u00e4re durch die Synthie-Kl\u00e4nge, sich an den Bildern zu orientieren. Ich denke, gerade die verschiedenen sich unterst\u00fctzenden Ebenen helfen, in den Film abtauchen zu k\u00f6nnen.<\/p>\n\n\n\n

Auf der FFF-Tour wird es auch eine Live-Performance zum Film geben \u00ad\u2013 k\u00f6nnt ihr uns dazu<\/strong><\/p>\n\n\n\n

einen Einblick geben?<\/strong><\/p>\n\n\n\n

Gregor: F\u00fcr ein Cin\u00e9-Concert braucht es Musiker, die gerne etwas riskieren. Denn bei einem klassischen Konzert sind Fehler nicht gleich offensichtlich wie bei der Filmmusikperformance. Das Synchronisieren von Bild und Ton ist anspruchsvoll und h\u00e4lt immer wieder neue Challenges bereit.<\/p>\n\n\n\n

Levi: Andreas wird vor Ort sein und seine Komposition live auf der B\u00fchne performen. Das Publikum kann ihm also w\u00e4hrend des ganzen Films beim Musik machen zuschauen. Gregor: Andreas kreiert mit seinem Instrument ein dezentes B\u00fchnenbild und wer den Einstieg in den Film nicht findet, der kann sich einfach auf die Performance konzentrieren. Es ist auf jeden Fall eine unglaubliche k\u00fcnstlerische Leistung, da er die Kl\u00e4nge bei jeder Auff\u00fchrung neu formt. Somit t\u00f6nt auch keine Performance hundertprozentig gleich.<\/p>\n\n\n\n

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