Griffin Glendinning: „Svea Irving wurde zuvor noch nie im Backcountry gefilmt“
„Stasis“ ist ein mystisch melancholisches Porträt über Svea Irving, die für das US-Nationalteam in der Halfpipe fährt. Auf coole und abstrakte Weise zeigt der Film ihre Erfahrungen im freien Gelände und in der Natur. Im Gespräch schwärmt Regisseur Griffin Glendinning davon, was ihn an dem Projekt so begeistert.
Erzähl bitte mal kurz, wer Svea Irving ist.
Griffin Glendinning: Svea führt ein recht stressiges Leben. Sie hat gerade ihren ersten Bachelor-Abschluss an der Universität von Boulder gemacht. Dazu fährt sie professionell in der Halfpipe: im Weltcup und bei den X-Games, wo sie 2023 Bronze in der SuperPipe gewonnen hat. Dazu versucht sie, sich für die Olympischen Spiele 2026 zu qualifizieren. Aber sie treibt sich auch gern im Backcountry herum, um diesen Bereich des Skifahrens erfolgreich für sich zu entdecken. All das macht ihr Leben sehr kompliziert und chaotisch. Aber es gibt ein Element, das all diese Dinge miteinander verbindet, und das ist die Natur.
Welche Botschaft wollt ihr mit diesem sehr mystisch wirkenden Film rüberbringen?
Wir wollen darstellen, dass in all den verschiedenen Elementen ihres Lebens eine Schönheit liegt, die sich genau an diesem Punkt der ‚Stasis‘ trifft – also in diesem Moment der absoluten Versenkung und Stille. Denn genau das findet Svea, wenn sie in der Natur ist. Sie nutzt ihre gesamte Freizeit, um nach draußen zu flüchten und dort zu wandern, zu klettern und so weiter. Wir wollten auf eine coole, visuell abstrakte Weise darstellen, dass all die chaotischen Elemente ihres Lebens in der Natur einen Weg finden, sich selbst wieder ins Gleichgewicht zu bringen.
Svea rockt auch richtig im freien Gelände, wie im Film zu sehen ist.
Absolut, Svea ist immer schon viel im Backcountry gefahren und kennst sich voll mit den Sicherheitsmaßnahmen aus. Aber sie ist dabei noch nie gefilmt worden. Also sind wir rausgegangen und haben zu filmen begonnen. Ich war erstaunt, wie großartig sie sich im Gelände bewegt und welches Potenzial sie gezeigt hat. Sie hat definitiv eine große Zukunft im Big Mountain und Back Country Skiing.
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Wie hat sich ihre Performance während der Dreharbeiten gesteigert?
Wir hatten ein paar Leute, die uns gezeigt haben, wo sie fahren kann, ohne dass sie sich in zu große Gefahr begibt – und wo sie trotzdem ihr Können zeigen kann. Sie blühte während des Drehs förmlich auf. Sie sagte: „Ich probier mal diesen Trick hier“ – und sie stand ihn gleich beim ersten Mal. Ich denke, das hat sie von ihrem Bruder Birk, der ebenfalls Freestyle-Pro ist. Die beiden sind einfach besonders talentierte und athletisch begabte Freeskier und Freerider. Aber es war für sie schon auch eine riesige Challenge, dass sie sich selbst so pusht und etwas ganz Neues probiert.
Wie habt ihr das Projekt realisiert?
Wir sind wirklich dankbar für die großartige Unterstützung ihrer Sponsoren. Und ich bin sehr dankbar, dass ich mit ihr arbeiten durfte, weil sie voll hinter meiner Idee stand, mit diesem Film einen anderen kreativen Ausdruck zu finden. Wir sind so richtig begeistert, einmal ein ganz anderes Filmprojekt in diesem Bereich zu bieten. Wir sind auch stolz darauf, dass wir einen individuellen Weg gefunden haben, eine einzigartige Botschaft zu senden. Und die Abstimmung von Story, Sound-Design, Farbabstufung und Special Effects ist ebenfalls großartig gelungen, finden wir.
Was ist dein persönlicher Background?
Ich bin in Philadelphia, Pennsylvania, an der Ostküste der USA aufgewachsen. Dort hatte ich einen starken Einfluss von Musik und Kunst. Als ich als Videofilmer anfing, war meine gesamte Arbeit davon geprägt. Ich habe eine Menge an Konzerten gefilmt. Ich drehe also Musikvideos und mache viele Dinge, die von der Musik inspiriert sind. Musik war schon immer eine treibende Kraft.
Und wie kamst du zum Sport?
Irgendwann bin ich nach Colorado gezogen und habe mich mit Actionsportarten wie Surfen und Mountainbiken beschäftigt. Ich fand eine interessante Verbindung zwischen meinen traditionellen Einflüssen aus der Musik und einer Art, diesen Stil auf den Sport zu übertragen. Indem ich die beiden Elemente miteinander kombiniere, habe ich meine eigene Form der visuellen Darstellung gefunden, die für die meisten Filmemacher im Sportbereich eher unüblich ist.
Letztes Jahr habe ich ein ähnliches Freeski-Projekt namens „Con Artist“ gemacht (Honorable Mention Award beim Freeride Filmfestival 2023). Darin ging es um die abstrakte Darstellung von drei Frauen und ihren Leben als Skifahrerinnen. Als ich mich mit Svea unterhielt, wollten wir ein Projekt machen, das mehr eine Darstellung ihrer Person und ihres Lebensstils ist. Und daraus ist „Stasis“ entstanden.
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