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25.10.2024

Matthias Weger: „Für diese engen Couloirs musst du so richtig zornig sein“

“The Red-Face Zone” ist ein ironisches, action-geladenes Meisterwerk. Denn die Weger-Brothers können neben Skifahren und Snowboarden auch schauspielern. Warum sich der Film um eine mysteriöse Wut-Krankheit und das Befahren von absolut brutalen Rinnen in den Dolomiten dreht, berichtet Matthias Weger.

Matthias Weger

Kannst du das Gebiet in den Dolomiten beschreiben, wo ihr „The Red Face Zone“ gedreht habt.

Matthias Weger: Es ist so, dass wir in den Dolomiten oft viel Wind haben. Und weil die Couloirs dort so eng sind, kriegen sie fast nichts vom Wind ab. Daher gehen wir, wenn es windig ist, öfter mal in die Dolomiten, weil dort halt noch Powder ist. So hab ich vor vier Jahren auf einer Ski-Tour ein ganz steiles Couloir gesehen, das in der Mitte unterbrochen war. Ich hatte den Eindruck, als wäre da ein Tunnel, der den oberen mit dem unteren Teil verbindet. Das ist mir nicht aus dem Kopf gegangen und ich bin gleich am nächsten Tag wieder hin, weil es echt krass ausgehen hat. Und es hat sich effektiv als Tunnel herausgestellt. Damals, zu Ende der Saison war der Durchlass sehr klein, also nur 50 bis 70 Zentimeter hoch. Ich bin hochgegangen und runtergefahren, wobei ich mich darunter durchwerkeln musste. Das war sehr witzig – aber eher ein Gag.

Wie ging es dann weiter?

Irgendwann ist der Anspruch entstanden, diese Couloirs immer schneller und schneller zu fahren. Und dann kam die Idee auf, den Tunnel und die Couloirs einmal zu „senden“ (Vollgas fahren) und vielleicht sogar zu „straight-linen“ (in einem durchfahren). Aber das war mehr so ein ferner Dream.

Wie wichtig ist ein gewisses Maß an Wut und Aggression, um so arge Rinnen zu befahren?

Jakob und ich haben halt immer so als Witz gesagt: „Heute bin ich richtig zornig, ich hab schon ganz ein rotes Gesicht. Ich muss jetzt mal diese Couloirs fahren, ich bin ready genug, mich da runterzuhauen.“ Und das braucht es tatsächlich, denn da oben hast du nur zwei Möglichkeiten: entweder du fährst langsam hinter dem Sluff oder du gibst Vollgas und probierst, vor dem Sluff zu bleiben. So ist dann die Idee zu „The Red-Face Zone“ entstanden, dass wir eben darüber gescherzt haben, dass wir heute einen ganz roten Kopf haben, um diese arge „Red-Face Zone“ zu fahren.

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Wann wurde eine Filmidee daraus?

Voriges Jahr beim Freeride Filmfestival haben wir mit Marco Tribelhorn gesprochen, dass es voll cool wäre, einen Film über diese ganz engen Couloirs in den Dolomiten zu machen. Und dass wir ein bisschen was anderes machen möchten, als man es sonst in Skifilmen kennt – und daraus hat sich die Idee mit den roten Gesichtern und der mysteriösen Krankheit entwickelt.

Wie ist es euch mit den schauspielerischen Parts gegangen, wo ihr komplett enthemmt eure Wut auslebt?

Das Ganze schauspielerisch umzusetzen, war natürlich eine ziemliche Herausforderung für Jakob und mich. Wir sind ja absolut keine Schauspieler. Es war schon ganz schön schwierig, das so umzusetzen. Aber wir wollten das Projekt unbedingt fertigbringen und hatten echt keinen Bock, megalang zu filmen. Also haben wir es einfach so probiert und irgendwann hat’s hingehauen. Logisch, einige Parts sind noch nicht so raffiniert, und man sieht, dass wir unsere Schwierigkeiten hatten. Aber es war eine ganz witzige Zeit.

Wo habt ihr die düsteren, fast makabren Spielfilm-Szenen gedreht?

Das ist ein etwas älteres Ferienhaus in den Bergen und gehört einem Kumpel von uns. Dort haben wir drei Tage die ganzen Story-Shots gedreht. Zum Glück war da nicht so gutes Wetter, drum war die „FOMO“ (fear of missing out) nicht so groß, dass wir da jetzt beim Haus drehen müssen und nicht powdern gehen können. Es war echt lustig, aber zum Glück war’s nach drei Tagen vorbei.

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