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09.10.2024

Chris Rubens: „Früher war ich total besessen vom Skifahren”

Als gefeierter Freeride-Star tingelte der Kanadier Chris Rubens um den Globus. Auf einer Expedition beschloss er sein Leben komplett zu ändern. Er reduzierte seinen CO2-Fußabdruck sukzessive und betreibt heute eine Bio-Gemüse-Farm. Aber fett Skifahren tut er immer noch genauso gern, sagt der Vater eines kleinen Sohnes.

Du hast von Freeride-Hero auf Bio-Bauer umgesattelt. Wie hat sich dieser Gesinnungswandel zu einem Film materialisiert?

Chris Rubens: Wir haben seit einigen Jahren darüber gesprochen, diesen Film zu machen, aber wie bei den meisten guten Dingen dauert es ein wenig, bis sie tatsächlich passieren. Der Hauptsponsor Picture war der erste, der zusagte und damit das Konzept real werden ließ. Ich wusste auch, mit wem ich den Film machen wollte, also wurde es einfacher, sobald wir angefangen hatten. Trotzdem hatten wir im letzten Jahr einen wirklich herausfordernden Winter für die Dreharbeiten. Daher mussten wir hart arbeiten, aber wir hatten das Glück auf unserer Seite.

Wie war die Erfahrung, mit dem preisgekrönten Regisseur Anthony Bonello zusammenzuarbeiten?

Anthony und ich arbeiten seit über einem Jahrzehnt zusammen. Von verrückten Reisen nach Svalbard (Spitzbergen in Norwegen Anm. d. Red.), um eine Sonnenfinsternis zu sehen, bis hin zu dem Versuch, in Tibet Erstbefahrungen zu machen. Ich wusste, dass er derjenige war, der entscheidend dazu beitragen würde, diese Geschichte zum Leben zu erwecken. Zwar ist das Erzählen der Geschichte ein wesentlicher Bestandteil des Films, aber das Skifahren in diesem Film war oft mit unglaublich langen Märschen in den Bergen und schwerer Ausrüstung verbunden; nur wenige Menschen können das. Die Energie, die die Filmemacher hinter den Kulissen aufbringen, kann man nicht genug betonen.

Was sind die Belohnungen deiner „neuen“ Lebensweise? Und welche Herausforderungen gibt es?

Ich war schon immer jemand, der seinem Herzen folgt und sich von dem inspirieren lässt, was ihn antreibt. Auch wenn sich mein Lebensstil nun verändert hat, lebe ich immer noch nach meinen Überzeugungen. Und dieses neue Leben ist mit Abstand das erfüllendste, das ich je hatte. Ein kleines Unternehmen zu führen, ist zwar eines der herausforderndsten, aber auch eines der erfüllendsten Dinge, die man tun kann. Du fühlst jedes Tief sehr intensiv und schwebst auf jedem Hoch dahin.
Die Landwirtschaft im Besonderen hat viele Tiefs und Hochs, aber der Erfolg überwiegt bei weitem die Tiefs. Es ist unglaublich befriedigend, jeden Samstag im Sommer unser Gemüse auf dem Markt an jene Leute weiterzugeben, die die harte Arbeit zu schätzen wissen. Das fühlt sich ähnlich an, wie wenn du einen langen Hike hinter dich bringst, um eine bestimmte Line mit Ski zu fahren.

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Vermisst du etwas aus deinem „alten“ Leben?

Hahaha… Nein, das tue ich nicht. Mein Leben hat sich nicht so stark verändert, ich mache nur hier und da ein paar Anpassungen, um es nachhaltiger zu gestalten. Aber das Endziel, sich durch die Berge zu bewegen und sie hinunterzufahren, bleibt dasselbe. Was das Leben als Vater angeht, so ist es nichts als großartig. Das Einzige, was ich gebrauchen könnte, wäre ein bisschen mehr Schlaf, und es wäre toll, wenn er mich nicht so oft anstecken würde.

Wie wichtig sind Skifahren, Big Mountain und Powder heute in deinem Leben?

In meinen frühen Zwanzigern und Dreißigern war Skifahren das Wichtigste. Alles, was ich tat, war aufs Skifahren ausgerichtet, und ich war total besessen davon. Je älter man wird, desto mehr Dinge beanspruchen Zeit und halten einen vom Skifahren ab. Aber sobald die Blätter anfangen, gelb zu werden, und der Schnee zu fallen beginnt, kehrt die Besessenheit zurück. Das Skifahren und die Berge sind die Orte, an denen ich die meisten Dinge im Leben gelernt habe. Ich bin so dankbar für die Möglichkeiten und Chancen, die sie mir gegeben haben. Ich kann die Skisaison kaum erwarten und freue mich auch unglaublich darauf, dies nun mit meinem Sohn zu teilen.

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