Arianna Tricomi: „Das Schöne am Skifahren ist das Skifahren“
Arianna Tricomis neue Produktion „Na Vita de Nëi“ ist eine melancholische, poetische Hommage an den besten Freund aller Wintersportler: den Schnee. In ihrer Muttersprache Ladinisch lässt sie uns an ihren tiefgreifenden Gedanken teilhaben – die wir zum Glück auch nonverbal verstehen können.
Nach einem herausfordernden Winter hatte die dreifache Freeride-Weltmeisterin jede Menge Gründe, über das Leben allgemein und ihr Leben als Skifahrerin im Besonderen nachzudenken. Das Ergebnis ihrer Reflexionen ist der neue Film „Na Vita de Nëi“. Der Titel lässt sich mit „Ein Schnee-Leben“ wohl nur unzureichend aus dem Ladinischen – Ariannas Muttersprache – ins Deutsche übersetzen.
FFF-Organisator Harry Putz hat die 29-jährige Tirolerin auf ihrer einsamen Holzhütte im Gemeindegebiet von Dulfes in der Nähe von Innsbruck besucht. Ihm erzählt Arianna Tricomi im folgenden Podcast unserer #offpisteontour-Serie, …
… warum sie ihr einfaches Leben abseits der Stadt so sehr genießt
Ich bin ein Dorfmädel. Ich bin in Alta Badia in den Dolomiten aufgewachsen. Ich habe lange Zeit in Innsbruck gelebt und es auch geliebt und genossen. Aber mit der Zeit ist es mir zu viel geworden. Es ist zu laut, du hast immer rechts und links Baustellen – und du siehst die Sterne nicht so wirklich. Seit ich diese Hütte gefunden habe, fühle ich mich, als wäre ich permanent auf Urlaub. Ich liebe dieses Zirbenholz, es gibt mir so ein gutes Gefühl von Wärme und Heimat. Hier habe ich meine Ruhe und ich sehe die Sterne richtig gut.
… warum das vergangene Jahr gar so schwer für sie war
Im vergangenen Jahr hatte ich viel Zeit zum Nachdenken. Contests sind wegen Corona abgesagt worden, Projekte wurden abgebrochen oder verschoben. Skigebiete waren geschlossen. Ich bin den ganzen Winter mit Schmerzen gefahren, weil ich nach einer Sprunggelenksverletzung fünf Schrauben und eine Platte im Wadenbein hatte. Und dann war da noch diese Lawine! Wir konnten einen 15-Jährigen zwar noch aus dem betonharten Schnee ausgraben, konnten ihn aber nicht mehr retten. Danach konnte ich lange Zeit nicht schlafen, nicht essen. Zum ersten Mal hatte ich das Gefühl, dass ich meine Liebe zum Skifahren verloren habe.
… wie sie ihre Liebe zum Skifahren wiedergefunden hat
Das Schöne am Skifahren ist das Skifahren. Egal, wo du bist, und egal, ob du eine krasse Line oder einfach nur einen wunderschönen Powderturn fährst – im Endeffekt geht es nur ums Skifahren. Und mit diesem Gedanken habe ich die Freude wiedergefunden: Ich bin mit guten Freunden Skifahren gegangen, nicht weit weg, und wir sind nur schöne, leichte Powderlines gefahren und ein paar Mini-Sprünge gehüpft. Wir haben gemerkt: Genau darum geht es doch! Dann war alles wieder gut.
… warum sie ihre Geschichte in „Na Vita De Nëi“ auf Ladinisch erzählt
Wenn ich denke, denke ich auf Ladinisch, das ist meine Muttersprache. Wenn ich mit mir selbst beim Skifahren rede, dann rede ich auf Ladinisch. Also habe ich gedacht, es wäre schön, wenn ich das auch so weitergeben könnte.
… was mit Filmemacher Marco Tribelhorn verbindet
Der Tribi ist ein spezieller Mensch. Wie ich auch. Wir haben uns sehr gern, gehen uns aber manchmal auch sehr auf die Nerven. Er ist Schweizer, ich bin Italienerin. Er ist fünf Minuten früher da, ich fünf Minuten später. Aber was ich an ihm so schätze: Er ist vor allem ein Skifahrer. Und wir haben eine sehr ähnliche Vorstellung, was am Skifahren schön ist und wie schönes Skifahren in einem Film ausschauen soll.
Das ausführliche Gespräch mit Arianna Tricomi könnt ihr hier sehen:
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